3. Die Dauerprobleme bei herkömmlicher Geldverteilung

Die Probleme der Geldverteilung bei kapitalistischer Wirtschaftsweise sind weder neu, noch eine Besonderheit eines Landes. Sie hatten schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts Karl Marx inspiriert das kommunistische Manifest zu verfassen und später seine Theorien ausführlicher aufzuschreiben. Die Streitfrage, wieviel Sozialisierung und wieviel Privatisierung angemessen wäre, war schon damals sehr aktuell gewesen. Die Grunderkenntnis von Karl Marx, dass das Kapital die Eigenschaft hat, sich zu akkumulieren, liess sich nicht widerlegen. Dies gelang auch nicht durch die klassischen Nationalökonomen. Ihre Theorie, nach der sich die Preise durch Angebot und Nachfrage bilden sollten, ist freilich auch nicht zu widerlegen, wenn man Versorgungsmangel verhindern möchte. Diese Theorie wird jedoch erweitert auf andere Bereiche. So sagen die klassischen Nationalökonomen, wenn die Löhne ebenfalls frei durch Angebot und Nachfrage aushandeln liessen, dann gäbe es keinen Mangel an Arbeitsplätzen.
Schuldig an den realen Wirtschaftsproblemen wären die Arbeitnehmer die sich organisieren und dadurch ein Kartell bilden. Dadurch würden sie die Arbeitgeber zwingen, sich ebenfalls zu organisieren. Jetzt werden die Löhne nicht mehr individuell ausgehandelt, sondern kollektiv für ganze Branchen. Da die Tarife verbindlich sind, ist eine Anpassung an die sich schnell wechselnde und unternehmensspezifische Ertragslage nicht mehr möglich.
Ein Unternehmer der die Löhne nicht senken darf, hat deshalb keine andere Wahl, als das Angebot an Arbeitsplätzen zu verringern.
Auf der anderen Seite jedoch sollen es genau die Gewerkschaften gewesen sein, die uns vor dem Kommunismus bewahrt haben, weil sie durch ihre Tarifabschlüsse das Lohnniveau nach oben drücken und so eine Verelendung der arbeitenden Massen verhindern. Ihnen verdanken wir den Übergang vom Manchesterkapitalismus zur Marktwirtschaft. Kombiniert man die Macht der Gewerkschaften mit den vielen Sozialgesetzen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt wurden, dann haben wir heute keinen Kapitalismus mehr, sondern eine soziale Marktwirtschaft.
Die Gewerkschaften befinden sich demnach in einem Dilemma. Fordern sie zuviel, werden sie für die Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Fordern sie zuwenig, dann wird das Lohnniveau absinken. Das wäre im Sinne der Arbeitgeber, weil sich dann die Scherenöffnung von Einkommens- und Leistungsgefälle sich zugunsten der Besitzenden vergrößert. Um die Auswirkungen des Verteilungskampfes um das Arbeitsergebnis ab zu puffern, gibt es noch die Möglichkeit die Finanzmittel durch Kredite zu beschaffen. Da sie natürlich nicht umsonst zu bekommen sind, vergrößert sich jedoch die Abhängigkeit von den Eigentümern. Zum sogenannten Unternehmerlohn kommt die Dividende für die Aktien und die Zinsen für die Kredite.
Die Nationalökonomen die die Lohnpolitik für die Arbeitslosigkeit verantwortlich machen, halten zumeist die Dividendenpolitik der Konzerne und die Zinspolitik der Banken für nicht verhandelbar. Für sie gibt es nur eine Lohn-Preis-Spirale und keine Zins-Preis-Spirale. Ob die Dividende "zu hoch" ist, kann nicht erörtert werden, weil dann eventuell die Frage auftaucht, für was sie bezahlt wird.
Diese Frage gilt als wenig fruchtbar, selbst wenn man darauf hinweist, dass beispielsweise die Sparkassen oft jahrzehntelang keine Dividende bezahlen und der Leistungsanreiz der Angestellten dadurch nicht beeinträchtigt wird. Viele Versicherungen befanden oder befinden sich in westlichen Staaten im Staatsbesitz und die Arbeitsbedingungen für die Angestellten sind so geregelt, dass die Versicherungsnehmer nicht bemerken, ob die Versicherung öffentlich-rechtlich oder privat-rechtlich unter der Kontrolle eines staatlichen Aufsichtsamtes arbeitet.
Auf dem Finanzsektor gibt es dann noch die Genossenschaftsbanken, bei denen wohl eine Dividende bezahlt wird, aber in der Hauptversammlung nach dem Prinzip "Ein Anteilseigner, eine Stimme" abgestimmt wird.
In der heutigen Share-Holder-Ära ist es nicht modern, daran zu erinnern, dass das Gesundheitswesen, die Bildungsstätten, die Sozialeinrichtungen, der Linienverkehr, die Wasserversorgung, die Elektrizitätsversorgung, die leitungsgebundene Gasversorgung, die Telekommunikation, das Rechtswesen, in der Vergangenheit sehr oft ohne Dividendenzahlungen organisiert wurden.
Da solche Dienstleistungen nicht ausgehandelt werden können, werden sie durch unterschiedliche Vertragsverpflichtungen angeboten. Die Verträge zur Abnahmeverpflichtung oder zur Zahlungsverpflichtung von Prämien oder Zinsen haben unterschiedliche Kündigungsfristen. Damit solche durch staatliche Aufsichtsämter reglementierten Entgelte leichter in private Taschen gewirtschaftet werden können, gibt es das Rechtsinstrument der Forderungsabtretung. Mal abgesehen davon, dass die Kommerzialisierung von nicht verhandelbaren Dienstleistungen viel Arbeit verursacht, führt sie auch unweigerlich zur Steigerung der Besitzeinkünfte. Ob diese Besitzeinkünfte durch Dividenden, Zinsen, Gebühren, Maut oder den sogenannten Unternehmerlohn oder durch Provisionen oder durch Honorare verteilt werden, ist dabei sekundär.
Falls der Ruf nach mehr Selbstverwaltung von den Ständen und Verbänden erhoben wird, deren Leistungsentgelte mangels Qualitätsunterschieden staatlich genehmigt werden müssen, hat er zumeist Ursachen, die nicht gesagt, sondern nur kalkuliert werden.
Um das Ungleichgewicht zwischen Besitz- und Leistungseinkünften, auf dem Wettbewerbssektor nicht zu extrem werden lassen, hat man vor allem in Europa viele Gesetze für mehr Mitbestimmung und mehr Mitbeteiligung der Arbeitnehmer erlassen. Die Mitbestimmungsgesetze sind von der Unternehmensgröße abhängig. Die Mitbeteiligung am Arbeitsergebnis wird oft in Form von einem 13. und 14. Monatsgehalt oder durch Vermögenswirksame Leistungen realisiert. Es gab jedoch immer wieder Versuche durch Belegschaftsaktien oder durch überbetriebliche Fonds die Mitarbeiter zu beteiligen. Der Gestaltungsfreiheit von idealistischen Unternehmern sind wenig Grenzen gesetzt. Es sei denn, die Gewerkschaften bremsen diese Bemühungen, weil ihre Daseinsberechtigung dadurch untergraben wird. Offiziell sagen sie natürlich nur, sie wollen die Arbeitenden vor dem doppelten Risiko Arbeitsplatzverlust und Vermögensverlust bei einem Konkurs bewahren
In der Praxis dienen solche Mitarbeiterunternehmen meist dem Ziel, einen Konkurs zu verhindern. In den Staaten wo die Mittelschicht nicht so sehr ausgeprägt ist, geschieht das oft durch den harten Kern der Firma. Management-buyout heisst dann die Rettungsaktion. Ist die kritische Phase ausgestanden, ist es nur eine Frage der Zeit bis das Unternehmen wieder in zwei Fraktionen zerfällt. Natürlich macht immer der die Verteilung der die Macht hat. Aber weshalb sollen die Mitarbeiter am Produktivvermögen beteiligt werden, wenn es sich für die Eigentümer nicht rechnet? Solange die Unternehmer ihre Gestaltungsmöglichkeiten mit Zinsverträgen, Aktien, stimmrechtslosen Anteilen, stillen Gesellschaftern, Tochtergesellschaften Abschreibungsmodellen, Verlustzuweisungen, Subventionen und so weiter haben, werden sie überzeugte Anhänger des Produktionsfaktors Kapital sein.
Sicherlich kann man die Menschen nicht ändern. Die Frage ist jedoch, inwieweit die Verteilungsprobleme die wir vor uns herschieben, konstante Begleiterscheinungen unserer Gesellschaft sind, oder ob sie im Laufe der Zeit eine dramatische Entwicklung nehmen können. Es ist natürlich schwierig Vorhersagen zu machen, aber die Betrachtung früherer Erfahrungen und die Entwicklung in anderen Ländern kann sehr lehrreich sein.

Bestandteile der Forderungen und Verpflichtungen

Die Grafik zeigt die Bestandteile der Forderungen auf dem Währungsgebiet der Deutschen Mark seit 1950 zwischen den einzelnen Sektoren. Die Sektoren sind auf der der nächsten Grafik zu sehen. Die Geldmengen sind im Vergleich dazu negativ dargestellt.
Im Vergleich zur Summe der Forderungen ist das Bruttoinlandsprodukt stetig abgefallen. Es betrug wenige Jahre nach der Währungsreform über 80 % und im Jahr 2000 weniger als 13% der Forderungen. Zwischen den Jahren 1986 bis 1997 sind auch noch die Zuwächse der Basiswerte der Derivateverschuldung als Linien eingezeichnet. Seit Einführung des Euro werden sie nicht mehr gezählt und bekannt gegeben. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel betragen die Verpflichtungen aus derivativen Kontrakten im Durchschnitt nur wenige Prozent der Basiswerte. Zumindest solange diese Sparte sich im Wachstum befindet, dürften die Verpflichtungen daraus für die Kontrahenten noch finanzierbar sein.

Forderungen nach Sektoren in Deutschland

Die gleichen Forderungen und Verpflichtungen sind hier aufgeschlüsselt nach Sektoren. Im positiven Bereich befinden sich die Summen der Forderungen der einzelnen Sektoren und im negativen Bereich die Verpflichtungen der Sektoren. Als Linien sind wieder die jährliche Veränderung (Zunahme) in % und die Gesamtsummen in Beziehung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) eingezeichnet.Während die Verschuldung für den Wohnungsbau und Wohnungskauf am ehesten zu rechtfertigen ist und diese Kredite gut abzusichern sind, sieht es für die anderen Sektoren schon zweifelhafter aus. Die Abhängigkeit der Produktionsunternehmen von den Banken soll Defizite ausgleichen, die letztlich durch den Verteilungskampf zwischen Kapital und Arbeit entstehen. Der Staat leistet ebenfalls seinen Beitrag zur Verringerung des Geldmangels durch Ausgabe von Wertpapieren. Den größten Teil der Verpflichtungen tragen natürlich die Finanzinstitute um als Geldgeber am Arbeitsergebnis partizipieren zu können. Die Relation volkswirtschaftliche Verschuldung zu volkswirtschaftlicher Leistungsfähigkeit hat sich offensichtlich über 50 Jahre nach der Währungsreform noch nicht eingependelt.

Auf der folgenden Seite sind die 4. Grafische Darstellungen