1. Überblick |
Self go - selbst gehen - dauert bei
den Menschen normalerweise viel länger als in der Tierwelt. Das hat
wohl damit zu tun, dass es bei den Menschen komplizierter funktioniert.
Wünscht man jedoch, dass auch im Wirtschaftsleben
das selbständige auf eigenen Füßen Gehen, dann muss man
aus historischer Sicht feststellen, dass es an Versuchen nicht gefehlt
hat.
Es waren sozusagen Versuche von unten durch Selbsthilfe
auf mehr oder weniger ideeller Basis. Selbstbestimmung sollte Fremdbestimmung
ersetzen: Autonomie statt Knechtschaft hieß die Parole.
Zumeist waren es Zusammenschlüsse für einen
bestimmten Zweck. Handwerker schlossen sich zu Gilden und Zünften
zusammen. Im 19. Jahrhundert kam in der Landwirtschaft und bei den Banken
das Genossenschaftswesen hinzu.
Durch Zusammenschlüsse wird jedoch die individuelle
Autonomie geschmälert. Es bildet sich eine neue Hierarchie, die eine
eigene Organisationsstruktur aufweist. Wird diese Organisation nicht als
fremd empfunden, ist es eine Selbstverwaltung oder auf englisch self-government.
Ob man diese Organisationen mehr im ökonomischen
oder im politischen Sinne versteht, ist noch offen. Selbstverwaltung wurde
bei nordamerikanischen Siedlern eingeführt. Bei der französischen
Revolution im Jahre 1789 und folgende oder bei den revolutionären
Erhebungen in anderen Ländern ging es fast immer um mehr wirtschaftliche
und mehr politische Freiheiten. Danach wurde die politische Selbstverwaltung
auch in Europa auf kommunaler Ebene immer mehr eingeführt. Karl Marx
und seine Anhänger wollten diese Ziele durch assoziative, kommunistische
Arbeitsorganisationen auch im Wirtschaftsleben erreichen. Da sie sich nicht
durchsetzen konnten, propagierte Lenin die Idee, das Proletariat müsste
durch Zentralverwaltung die Herrschaft übernehmen.
Wie erfolgreich er und seine Gefolgsleute waren, muss
hier nicht mehr erörtert werden. Es ist heute normal darüber
zu lächeln und deren Argumente als die Ansichten von Unbelehrbaren
und Ewiggestrigen abzutun. Kommt man dann auch noch auf die ursprünglich
sozialistischen Ideen der Sozialdemokraten zu sprechen, oder auf Lehren
aus der Weltwirtschaftskrise zu Anfang der 30-er oder auf die Zielsetzungen
der CDU nach dem 2. Weltkrieg, gilt das nur als als Bestätigung.
Die Linken unterscheiden sich von den Rechten im Prinzip
nur darin, dass sie mehr Umverteilung von unten nach oben möchten.
Alles andere gilt als für die praktische Politik unfruchtbare Theorie.
Im Übrigen können die Zufriedenen bedeutsame
Veränderungen verweisen. Was früher Kapitalismus war, wurde zur
freien und dann zur sozialen Marktwirtschaft. Wer es nicht glaubt, den
kann man auf die Sozialgesetze verweisen, die von Bismarck eingeführt
und danach ergänzt wurden. Der Pragmatiker wird sich deshalb an den
Sachzwängen orientieren und seine Zeit nicht mit akademischen oder
haarspalterischen Grundsatzdiskussionen vergeuden.
Die obige Grafik zeigt jedoch, dass das Problem der Arbeitslosigkeit im historischen Vergleich in den großen Industriestaaten eher zugenommen als abgenommen hat. Der Zusammenbruch des Sozialismus in Europa hat die Erscheinungsformen der kapitalistischen Wirtschaftsprobleme nicht beseitigt. Eine unausgewogene Geldverteilung wirkt sich immer auf eine ungleiche Verteilung der Arbeit aus. Dabei ist es ein schwacher Trost, dass der Geldmangel in der Wirtschaft nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch deren Kontrahenten, die Arbeitgeber in Form von Insolvenzverlusten trifft.
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